Immer wieder sonntags kommt… die Kuchengabel

Stück Kuchen und Gabel

Die Kuchengabel – Als Besteck oft unterschätzt und doch so zackig

Habt ihr schon mal versucht, einen Hefeteig mit dem Löffel oder einen Mürbeteig-Kuchen mit einer herkömmlichen Gabel zu bewältigen?

Dann wisst ihr, welches Thema wir hier anschneiden: Die Kuchengabel! So klein und fein die junge Dame auch ist, die Kuchengabel hat im Besteckset ihre Daseinsberechtigung. Und das über die Sonntags- und Besuchs-Etikette hinaus. Wir haben die Geschichte der Kuchengabel für euch aufgegabelt…

Serviert diese doch mal bei einem Stück Kuchen eurem nächsten Besuch!

 

Woher kommt eigentlich das “Besteck”?

Wie das deutsche Klingenmuseum in Solingen dokumentiert, bezeichnet der Begriff “Besteck” einen Satz aus zueinander passendem Löffel, Gabel und Messer, der sich seit dem 17. Jahrhundert zu der Form entwickelte, mit der wir heute selbstverständlich den Kaffee- und Kuchen-Tisch decken. Dabei gab es lange Zeit im Haushalt oder Gasthaus kein Besteck zur Benutzung für jeden Gast bei Tisch. Zu Kreuzzug- und Renaissance- oder Sturm- und Drang-Zeiten, führte jeder sein Besteck, ein Behältnis mit Essgeräten und Werkzeugen (Messer, Löffel, Ahle, Pfriem), vor allem auf Reisen mit sich.

“Besteck” kommt von “stecken” – und zwar in eine Scheide, in der die Essgeräte damals transportiert wurden. Große einheitlich gestaltete Besteck-Sätze, wie wir sie heute beim Sonntags Besuch von sechs, zwölf oder mehr Personen, auftischen, entstanden zu Beginn des 18. Jahrhunderts zunächst an den Fürstenhöfen und dann einhundert Jahre später, zur Zeit des Biedermeier, auch für den bürgerlichen Haushalt. Heute gehört die Kuchengabel praktisch in jedes erweiterte Besteckset, das sich im durchschnittlichen Handel erwerben lässt. Aber auch einzeln lässt sich die Kuchengabel im Fachhandel kaufen.

Wenn die Kuchengabel sticht, haben die Krümel Pause

Im Vergleich zu ihren großen Geschwistern steckt die Kuchengabel noch in den Kinderschuhen. Sie entstand erst um die Jahrhundertwende – wie übrigens auch der Kaffeefilter – in Deutschland.

Während die Franzosen ihre Petit Fours, die Briten ihre Scones mit der Hand vernaschten, rückten die erfinderischen Deutschen ihren Tortenstücken und Sonntags-Kuchen zu dieser Zeit bereits mit einem Kuchen-Besteck, bestehend aus 2 Teilen, Kuchen-Messer und Kuchen-Gabel, zu Leibe. Beim Besteck Spezialisten WMF taucht die erste Kuchengabel in einem Musterbuch von 1903 auf. Die Gabel, damals noch ergänzt durch Messer, hatte drei oder zwei Zinken.

Besuch, Kuchen und das passende Besteck – die Kuchengabel Evolution

Kuchenbestecke neben der Kuchengabel

Credit: www.wmf.de

Besuch, Kuchen und das passende Besteck – die Kuchengabel Evolution

Habt ihr dem Artikel über die Sammeltassen schon einen Besuch abgestattet?

Ihr werdet viele Parallelen entdecken – nicht nur zwischen Kaffee-Geschirr und Kuchen-Besteck, sondern auch zwischen damals und heute. Wenn ihr Sonntags Besuch empfangt, möchtet ihr neben dem Kuchen und Torten-Kunstwerken – sei es durch ausgefallene Zubereitung, Papier-Deko oder musikalisches Beiwerk – doch auch etwas Besonderes auftischen, oder? Damals wollte das zunehmend wohlhabende Bürgertum mit zusätzlichem Besteck seinen Wohlstand zur Schau stellen.

Man mag es findig nennen, aber die Industrie lebt seit ihrer Revolution in der zweiten Hälfte des 18.Jahrhunderts davon, ständig neue Entwicklungen auf den Markt zu bringen. Und so dauerte es nicht lange, bis aus den beiden Kuchen-Besteck-Sets eins wurde. Die goldenen 20er Jahre brachten sie hervor, die starke Linke, Zinke! Denn die kleine Tochter aus Kuchen-Messer und Kuchen-Gabel sollte beide Elemente in sich vereinen. Schneiden und Aufspießen. In ihrer Ursprungsform bestand die vereinte Kuchengabel deshalb aus 3 spitze Zinken inklusive Klinge.

Da Kuchen-Besteck damals noch aus weichlichen Nichteisen-Metallen wie Silber, Messing oder Kupfer gefertigt wurde, verbreiterte man die Seite, auf der sich die Klinge befand, damit sich die Gabel unter dem Schneidedruck, beispielsweise durch einen fest gebackenen Kuchen, nicht verbog.

Euer Besuch will wissen, warum man die linke Seite verstärkte?

Dann nehmt doch mal ein Messer in eure rechte Hand und dreht es leicht ein, so als ob ihr damit euren Kuchen schneiden wolltet. Merkt ihr was? Ungerecht, aber wahr. Die erste Kuchengabel lag Rechtshändern besser, weil sie in einer Zeit gemacht wurde, in der man wenig Links orientiert alles nach Rechts umerzog.

Die Kuchengabel heute

Ob Links- oder Rechts-Händer, Nostalgiker oder Modernisten, Sonntags- oder Montags-Fans, heute gibt es für jeden Bedarf und Geschmack die passende Kuchengabel. Rostfrei gehärteter Edelstahl macht die verbreiterte Zinke obsolet und jede beliebige Kuchengabel dementsprechend für jeden Art von Kuchen einsetzbar. Und dennoch findet man sie, die alten Silberbestecke oder nach diesem Vorbild designte neue Edelstahl-Gabel, die wir dadurch viel schneller von unserem restlichen Besteck unterscheiden können. Häufig machen diese Kuchengabeln einen besonders edlen und raffinierten Eindruck. Gerade wenn die Griffe zusätzlich durch eine besondere Verzierung aufwarten.

Die klassische Kuchengabel habt Ihr bisher noch nie genauer unter die Lupe genommen? Fast alle Mitglieder von Euren Bestecksets haben eine ganz individuelle Geschichte hinter sich. Auch Spaghetti-Gabel, Käsemesser oder Latte Macchiato-Löffel können Euch viel aus Ihrem Leben erzählen. Und so habt Ihr garantiert bei jedem Sonntags-Besuch den idealen Stoff für gepflegten Small Talk.

Viel Spaß beim Sonntags-Kuchen und Geschichten aufgabeln!

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#kuchenkult

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