Trends von gestern: Wo ist eigentlich der Hermann-Teig geblieben?

Anleitung Hermann-Teig aus alten Zeiten zum selber machen

Hermann Teig für Kuchen

Hermann, wer ist eigentlich Hermann?

Moment, da war doch was – so etwa in den 1970-ern! Na klar, Hermann nennt man den gärenden Sauerteig aus Weizenmehl, der buchstäblich von Haus zu Haus wandert und sich durch „Zufüttern“ von Mehl, Milch und Zucker auf wundersame Weise vermehrt. Aus dem sogenannten Hermann Teig werden Kuchen, Brote und Co gebacken. Leider ist der Hermann irgendwann so gut wie verschwunden. Nur hier und dort lässt sich manchmal noch ein Hermann Teig finden, der liebevoll angefüttert und dann an Freunde und Verwandte weitergegeben wird. Liegt es am Backzwang, der einem durch die Schenkung des Hermann-Teigs auferlegt wird? Haben alle zu wenig Zeit für den Hermann Teig? Oder ist der Hermann einfach schon zu häufig vernachlässigt worden? Man weiß es nicht. Gegen ein Revival des Teigspiels und damit auch gegen ein Stück Hermann Kuchen hätten wir ganz sicher nichts einzuwenden.

Das ist Hermann!

Rezept und Anleitung Hermann Teig frisch angesetzt zum selber machen

Der Hermann-Teig ist ein wahrer Allrounder. Ihr könnt aus ihm Kuchen in allen Varianten, Muffins jeglicher Art oder auch saftiges Brot backen. Laut Tradition wird der Sauerteig immer zur Hälfte an eine Person, inklusive eines Kettenbriefs, der die Pflegeanleitung beinhaltet, weitergegeben. Das Hermann Rezept wird auf diese Weise immer wieder geteilt und vor dem Vergessen bewahrt. Woher der Name Hermann stammt und wer diese schöne und vor allem auch leckere Tradition nach Deutschland gebracht hat, ist heute nicht bekannt. Hermann nennt man auch Glückskuchen, Glücksbrot oder Vatikanbrot. Er soll Familien Glück bringen und findet seinen Ursprung angeblich im Vatikan. Übrigens hat der Hermann Teig auch Verwandtschaft in den USA. Ein ähnlicher Teig mit der Tradition des Weiterreichens ist dort unter dem Namen “Amish Friendship Bread” bekannt. Tatsächlich sind der hiesige Hermann Teig und die amerikanische Variante aber nur entfernt verwandt. Wer aus dem hierzulande bekannten Teig einen Hermann Kuchen backt, der wird mit einer weniger süßen Variante des amerikanischen Kuchens verwöhnt.

Die Fütterung des Hermann: So pflegt man das neue Familienmitglied laut Hermann-Kettenbrief

Wer einen Hermann Teig ansetzen möchte, der sollte sich an die nachfolgenden Regeln halten. Nur das Original Hermann Rezept bringt Euch den wirklich guten Geschmack eines Hermann Kuchens und gleichzeitig auch die wichtige Geling-Garantie. Schließlich wäre kaum etwas schlimmer als einen verdorbenen Hermann Teig an seine Liebsten weiterzugeben.

Verarbeitung des Hermann Teigs, oder auch “Hermann-Füttern”

„Hier ist Hermann. Bewahre Hermann in einem hohen, nicht ganz dicht verschlossenen Gefäß bei Zimmertemperatur auf.

1. Tag: Hermann möchte in Ruhe gelassen werden, da er sich erst an die neue Umgebung gewöhnen muss.

2.–4. Tag: Hermann muss jeden Tag kräftig umgerührt werden, denn Hermann will hoch hinaus.

5. Tag: Füttere deinen Hermann mit 1 Tasse Mehl, 1 Tasse Zucker, 1 Tasse Milch und rühre ihn dabei kräftig durch.

6.–9. Tag: Hermann wird wieder jeden Tag kräftig umgerührt.

10. Tag: Hermann wird noch einmal mit 1 Tasse Mehl, 1 Tasse Zucker, 1 Tasse Milch gefüttert.

Am 10. Tag ist auch Backtag! Nimm 1 Tasse von Hermann für dich ab und 1 Tasse für eine Freundin/einen Freund; reiche dazu diesen Hermann-Brief weiter. Gib dann die etwa 2 Tassen verbleibenden Hermann in eine große Schüssel und mische folgende Zutaten darunter: 2 Eier, 2 Tassen Mehl, 1 Tasse Zucker, ½ Tasse Öl oder geschmolzene Butter, 1 Päckchen Backpulver, 1 Päckchen Vanillezucker, 1 Prise Salz. Zudem kann man je nach Geschmack Zimt, Nüsse, Früchte etc. dem Teig zufügen. Rühre alles nacheinander unter, bis es gut vermischt ist. Fülle danach den Teig in eine gefettete Form, gib diese in den Backofen und backe Hermann bei 180 Grad etwa 45–60 Minuten.“

 

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Nach liebevoller Pflege könnte so euer Hermann-Kuchen oder -Brot aussehen

Hermann Kuchen oder Hermann Brot aus Hermann Teig selber backen

Und wo ist er nun geblieben?

Habt ihr ihn vielleicht zum Zufüttern unterschlupft gewährt? Nicht? Dann setzt doch einen neuen Hermann an ( z.B. mit diesem Grundrezept-Hermann) und bringt den fast vergessenen Trend wieder auf den Weg! Es lebe der Hermann-Teig!

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Trends von gestern: Wo ist eigentlich der Hermann geblieben?
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Trends von gestern: Wo ist eigentlich der Hermann geblieben?
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Hermann wo steckst du nur? Seit er in den 70ern das Licht der Welt erblickte, ist er heute so gut wie verschwunden. Die Rede ist vom sogenannten hungrigen "Hermann-Teig", der sich durch Weiterreichen und Zufüttern auf wundersame Weise vermehrt.

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9 Kommentare “Trends von gestern: Wo ist eigentlich der Hermann-Teig geblieben?

  1. Ach schön! Neulich hab ich im meinem allerersten Backbuch die Fütteranleitung gefunden und mich daran erinnert. Nur ein Grundrezept hatte ich nie. Ich erinnere mich gut an die Kuchenfülle die es plötzlich gab. Jeder hatte nen Hermann und keiner wollte ne Tasse. Selbst Kuchen war irgendwann zuviel… Danke für die Erinnerung und schönen Sonntag, Tobia

    1. cw-sniermann sagt:

      Hallo Tobia,

      bitte, gern geschehen! Uns hat es Freude bereitet über Retro-Rezepte zu philosophieren und über „fast vergessenes“ Essen aus der Kindheit zu schreiben! Und wer weiß, vielleicht erblickt auf diesem Weg der ein oder andere Hermann das Licht der Welt. 😉

      Herzliche Grüße
      Sarah

  2. Helga Matthes sagt:

    Der gute alte Herrmann-Teig. Ich habe erst neulich wieder einmal daran gedacht. Was wohl aus ihm geworden ist? Und dann sehe ich dieses Rezept – sehr schön und erfreulich! Vielen Dank dafür

  3. Marion sagt:

    da ist er ja!! ich kenn den noch von meiner Oma und keiner hatte mehr das Rezept. Endlich hab ich es wieder *freu*

  4. Hanne sagt:

    Habe vor 4 Wochen einen Herrmann selbstangesetzt. Habe ihn mitlerweile 2x verschenkt und 1x eingefrohren. Nur steht mein Herrmann im Kühlschrank, dort fühlt er sich wohl.

  5. Danni sagt:

    Ich würde gerne wissen wollen, wie sicher es ist, dass beim Ansetzen des Teiges tatsächlich Hefe rein muss? Im Internet kursieren leider extrem viele Rezeptvarianten rum und es gibt eben auch die Hefelose…Ich bin in der DDR groß geworden, hab das als Kind erlebt und geliebt aber den Grundteig hab ich nie gehabt sondern immer nur einen Teil zum Füttern und später selber verarbeiten und verschenken…
    Besten Dank für eine Antwort und viele Grüße von Danni

    1. cw-sniermann sagt:

      Liebe Danni,

      auch wir kennen die verschiedenen Rezeptvarianten aus dem Internet. DAS konkrete Rezept gibt es sicher nicht. Vielleicht testest du einfach. Wir würden uns freuen, wenn du deine Erfahrung mit uns teilst.
      Herzliche Grüße aus der Kuchenkult-Redaktion,
      Sarah

  6. Kirsten R. sagt:

    Ich habe seit Anfang Juli einen Herrmann in der Küche laufen. Es macht so viel Spaß und gibt eine Unzahl von Rezepten. Meine Männer sind begeistert.

  7. Melanie Zahrouni sagt:

    Hallöchen!
    Ich kenne den Hermann auch noch aus meiner Kindheit. von einer Freundin die Mama sagte damals ,ihr könntet später bitte Hermann füttern,beim füttern wusste ich dann das Hermann kein Mensch oder Tier ist?
    Einmal vor paar Jahren ein Hermann Kind geschenkt bekommen mit Anleitung, Freude war groß der Geschmack ließ die Kindheit zurückkommen?
    Vorgestern bekam ich einen geschenkt auch mit Anleitung, aber ganz anderst?
    Kennt den auch jemand und hat Erfahrung
    ……ich bin mal gespannt am Dienstag von dem jetzigen Ergebnis lg

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