„Sammeltassen sind schöner als ein komplettes Kaffee-Service.“

Hat meine Oma bei ihrem Kaffee-Besuch immer gesagt …

kaffee-besuch-omas-tipps

Tipps und Tricks rund um den Haushalt findet ihr in unserem Ratgeber.

Ihr glaubt, der Trend unterschiedliche Geschirrteile, genauer Kaffee-Tassen, miteinander zu kombinieren kommt vom Flohmarkt? Oder wurde von gewitzten Redakteuren oder unserem Ratgeber ins Leben geschrieben? Ha! Weit gefehlt. Schaut doch mal bei eurem nächsten Besuch in der Vitrine eurer Großeltern nach…

kaffee-besuch-ratgeber-tasse-tafel-eindecken

Credit: Thinkstock

Die Geschichte der Sammel-Tasse

Sammeltasse, das Wort klingt schon nach Biedermeier, genauer nach den ersten gesitteten 50 Jahren des 19. Jahrhunderts, bis zum bürgerlichen Aufbegehren ab 1848, die mit dem Etikett “hausbacken“ versehen wurden. Obwohl auch heute ständig ein Rückzug ins Private getrendforscht wird. Nur, dass “Cocooning“ eben nicht so bieder anmutet.

Wo der Kaffee- oder Teetisch das Zentrum des Familienlebens war, da wuchs auch der Kult ums Geschirr. Als Porzellan erschwinglicher wurde, entstand in bürgerlichen Kreisen der Brauch, die Tasse zu besonderen Anlässen, als Souvenir oder Freundschaftsgabe, oft mit namentlicher Widmung, zu verschenken. Sammeltassen, wie auch sonstiger Nippes aus Porzellan, waren also bereits im 19. Jahrhundert weit verbreitet, jedoch weniger für den täglichen Gebrauch an der Kaffee- und Kuchen-Tafel gedacht. Die Sammeltasse war immerhin ein Erinnerungsstück großen sentimentalen Wertes und wurde daher eher repräsentativ in den Vitrinen der Esszimmer zur Schau gestellt und nur beim Besuch besonderer Gäste herausgeholt.

Beliebte Sammeltassen-Motive

Ist es euch schon mal passiert, dass jemand auf einer Party das gleiche Outfit anhatte wie ihr? Dann könnt ihr gut nachempfinden, warum die Manufakturen im 19. Jahrhundert fast alle individuelle Dekore und Beschriftungen anboten. Im Gegensatz zu heute, wo man sich ganz laktosefrei ein Bärtchen an die Lippen trinken kann, lag dabei die Schauseite der Kaffee-Tasse, also die Seite mit dem Motiv, dem Henkel genau gegenüber, damit dieser die Wirkung des Dekors nicht störte.

Auf die zunehmende Lust am Geschirr-Sammeln reagierten die Hersteller, dank ihrer Ratgeber, mit immer umfangreicheren Modellpaletten. Die Topmodelle des Biedermeier waren Motivtassen mit dem Bild einer Landschaft oder einer Stadt. Darüber hinaus konnte man beim Kaffee trinken bzw. in der Auslage jedoch auch Landkarten, Hausfassaden, Blumenbilder, Rosenblüten, Vögel oder bekannte Bauwerke besichtigen. Die Welt auf einer Tasse!

Reich mal weiter

Die Sammel-Tasse erfreute sich auch im 20. Jahrhundert bis in die 1930er Jahre großer Beliebtheit. Und selbst nach dem Zweiten Weltkrieg lebte die Souvenir- und Sammel-Tradition für zwei Jahrzehnte fort, bis sie in den 1970er Jahren schließlich endgültig an Bedeutung verlor. Viele “Hippies“ hatten keinen Sinn für die Tradition ihrer Eltern, rebellierten gar gegen diese. Da ging die eine oder andere Kaffee-Tasse schon mal zu Bruch.

Für ältere Sammeltassen entwickelte sich in den 1990er Jahren ein Sammlermarkt, was Künstler nicht davon abhielt, dem Zeitgeschmack in Form und Dekor angepasste Kollektionen zu kreieren, deren Verkaufszahlen sich aber nicht zuletzt antiproportional zum Verlangen junger Käufer nach spülmaschinenfestem Gebrauchsgeschirr verhielten. Denn ja, spülmaschinenfest sind die guten alten Stücke nicht und von daher nicht unbedingt für den morgendlichen Kaffee geeignet.

Für Jäger und Sammler, die ihrem Besuch was ganz besonderes bieten wollen

Ihr habt nichts dagegen, den Spüllappen zu schwingen, aber keine Erbstücke zur Hand? Dann haltet am besten auf Flohmärkten nach den bunten Kaffee-Tässchen und Tellern Ausschau. Fragt nach Einzelgedecken oder der Motiv-Tasse.

Das ist zwar mit ein wenig Vorbereitung (informiert euch über namhafte Hersteller, wie Rosenthal, Fürstenberg, Hutschenreuther, Bavaria, KPM und den jeweiligen Marktwert z.B. bei Ebay oder Ratgeber-Websites und Blogs) und Verhandlungsgeschick verbunden. Da Sammeln ohne Jagdinstinkt sowieso keinen Spaß macht, werden wirklich Interessierte aber sicher fündig. Und wenn nicht fragt doch mal eure Oma, auf die ist als Ratgeber in Sachen Sammel-Tasse bestimmt Verlass.

Sammeltassen auf dem Flohmarkt.

Credit: Thinkstock

 Just my cup of tea

Und das schönste an solch individuellem Kaffee-Geschirr?
Jede Tasse hat nicht nur schon unendlich viel Klatsch & Tratsch vom jeweiligen Besuch gehört, sondern erzählt auch ihre eigene Geschichte.

Ihr erwartet Besuch? Dann deckt doch mal wieder eigensinnig euren Kaffee-Tisch ein. Und nicht vergessen, die kultige Sammeltasse!

Ihr habt unsere Ideen nach gestylt und fotografiert?

Dann freuen wir uns, sie auf Instagram bewundern zu können.
Taggt uns gerne (@coppenrathundwiese) und nutzt den Hashtag

#kuchenkult

2 Kommentare “„Sammeltassen sind schöner als ein komplettes Kaffee-Service.“

  1. Da hatte Oma wirklich recht. Sammeltassen passen auch wunderbar in moderne Wohnambiente, wenn man die Spitzendeckchen und die Kristallschalen einfach weglässt.
    Aber im Zuge der Vintage-Bewegung und auch des neuen Filterkaffeerevivals werden auch die Sammeltassen wieder zu Ehren kommen. Wir leisten mit unserem neuen Onlineshop http://www.anna-vintage.de unseren Beitrag zur Rettung vor dem Scherbengericht.

  2. Sharonah sagt:

    Ich gieße meine Flohmarktfunde in Beton und verkaufe sie als Schmuckschalen. Ich kaufe immer nur die Tassen, die keinen Unterteller mehr haben, da ich den „echten“ nichts wegschnappen möchte und sowieso nur die Tasse verwende. Ich liebe es auf Flohmärkten zu stöbern. Beim Gießen weiß man vorher nie so genau wie die Schale wird. Aber durch den Kontrast von alt und neu entsteht was ganz neues. Eine moderne Schale mir Vintagecharm.

Schreibe einen Kommentar

Bewerte diesen Beitrag

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

What is 2 + 9 ?
Please leave these two fields as-is:
Bitte beantworten Sie die Sicherheitsfrage um Ihren Kommentar abzuschicken (Spamschutz).